Historiker aus Leidenschaft

PORTRÄT Rolf Faber ist Vorsitzender des Nassauischen Vereins für Altertumskunde und Geschichtsforschung

Dieser Artikel wurde am 9. September 2010 im Wiesbadener Kurier von Manfred Gerber veröffentlicht
Der Vorsitzende des Nassauischen Vereins für Altertumskunde und Geschichtsforschung Rolf Faber. Im Hintergrund das „Römertor". Foto: RMB/Windolf

• Rolf Faber, Jahrgang 1946, aufgewachsen in Biebrich, besuchte das Mainzer Willigis-Gymnasium und studierte in Mainz Geschichte und Jura. Danach war er 14 Jahre lang Richter am Wiesbadener Amts- und Landgericht. Seit 1972 ist Faber Mitglied des Nassauischen Vereins für Altertumskunde und Geschichtsforschung, seit 2009 sein Vorsitzender. 1990 ging er als Aufbauhelfer ins Justizministerium nach Erfurt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

WIESBADEN. Geschichte, und ganz speziell die der Region, hat den Biebricher Rolf Faber schon während seiner Gymnasialzeit auf dem bischöflichen Willigis-Gymnasium in Mainz fasziniert. Erst einmal vom Virus des Forscherdrangs infiziert, hielt das Fieber auch während seines Jurastudiums in Mainz an, es ließ ihn nicht mehr los. Zeitweise hatte er vorübergehend sogar das Fach gewechselt, bis er schließlich doch mit der Promotion in der Jurisprudenz abschloss. Faber ist Jurist aus Profession, aus Passion aber Historiker.

 

Schwerpunkt Biebrich

 

Seither gibt es an historischen Stoffen zwischen dem Biebricher Schloss und der Russischen Kirche auf dem Neroberg nichts, mit dem sich der Historiker nicht schon beschäftigt hätte. Die wichtigsten Publikationen über Biebrich stammen von ihm oder tragen seine Handschrift.
1972 trat er in den Verein ein. Da hatte er gerade entdeckt, dass Biebrich 1974 1100 Jahre alt wird. Und gab im Auftrag des Verschönerungs- und Verkehrsvereins eine Festschrift heraus. Aufgrund vieler weiterer Leistungen war es nur folgerichtig, dass Rolf Faber im vergangenen Jahr die Nachfolge von Wilhelm Schüler als Vorsitzender des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung antrat.

Vielfach vernetzt


Rolf Faber ist nicht nur emsiger Forscher, der die Archive der Region kennt wie seine Hosentasche, die Nassauer Historie in allen ihren Verästelungen. Faber ist zugleich ein unermüd­licher Werber und ein Aushängeschild für die Geschichte der Region. Wichtig dabei ist ihm die Venetzung mit allen anderen, die sich damit belassen, sei es das Frauenmuseum oder das Stadtarchiv, das Projektbüro oder die Stiftung Paulinenstift. Zum Luxemburger Freundeskreis Rhein-Main pflegt er genauso gute Kontakte wie zum Hauptstaatsarchiv oder zur Biebricher Vereinswelt.
Rolf Faber fühlt sich als Biebricher Bub', aber genauso als Wiesbadener. Biebrichs Eingemein­dung 1926 sieht er positiv: „Die Stadt war bankrott." Sie war es aufgrund der Schwierigkeiten, unter denen seine Industrie durch die französische Besat­zung litt.

 

Jüdische Juristen als Thema

 

Seit Kurzem hat der 63-Jährige die „passive" Phase der Alters­teilzeit angetreten. Das bedeu­tet: Jetzt kann er noch aktiver sich in seine historischen The­men vertiefen. Mit dem Schick­sal der rund 60 jüdischen Wies­badener Juristen in der Nazizeit zum Beispiel.
- Auch Thüringen will Rolf Fa­ber noch eine ganze Weile ver­bunden bleiben: "Zweimal im Jahr organisiert er dort seit Län­gerem Fortbildungstagungen für junge Richter und Staatsanwäl­te. Das soll auch noch ein paar Jahre so bleiben. Die Themen: Justiz im NS- und im SED-Staat.
 

Ältester Verein


Knapp tausend Mitglieder zählt der Verein. Über sieben Zweigvereine sind sie über das ganze Nassauer Land verteilt, also auch im heutigen Rhein­land-Pfalz wie die Vereine in Dietz oder Bad Ems. Es dürfte auch der älteste Wiesbadener Verein sein, dem Rolf Faber vor­sitzt. 2012 wird er 200 Jahre alt.
Exkursionen, Vortragsreihen und die Herausgabe der Nas­sauischen Annalen zählen zu den Hauptaufgaben des Vereins, auch ortsgeschichtliche Tagun­gen, dazu die Förderung der Sammlung Nassauischer Alter­tümer (SNA), die zurzeit in den Magazinen schlummern und auf die Eröffnung des Wiesbade­ner Stadtmuseums warten. Die Vortragsreihen finden tra­ditionell im Hauptstaatsarchiv statt, mit dem der Verein eng zu­sammenarbeitet Sind es Vorträ­ge über die Römerzeit, kommen manchmal bis zu 300 Leute auf den Mosbacher Berg. Für Rolf Faber eines der vielen Indizien, dass das Interesse der Wiesba­dener  an  ihrer Geschichte durchaus vorhanden ist. Umso mehr bedauert er die Hängepar­tie mit dem Stadtmuseum, de­ren Ende keiner voraussehen kann. Überhaupt, sagt Faber, komme die Römerzeit viel zu kurz in Wiesbaden. Schon jetzt weist er auf den Wiesbadener „Römertag" mit der „Römermei­le" hin, der am 10. Oktober auf dem Mauritiusplatz stattfindet.
Richter am Amts- und Landge­richt Wiesbaden war Rolf Faber, bis es ihn nach dem Zusammen­bruch der DDR als Aufbauhel­fer nach Erfurt zog. „Ich habe mich sofort gemeldet", sagt der Oberstleutnant der Reserve. 19 Jahre lang hat er dort im Rang eines Leitenden Ministerialrats gewirkt, nach dem Aufbau einer rechtsstaatlichen Justiz an der Gesetzgebung des Landes Thü­ringen im Bund mitgestrickt, umgekehrt Bundesgesetze in Landesgesetze gegossen, zum Beispiel bei der Neufassung einer zivilen Insolvenzordnung.


Arbeitsfeld Thüringen

 

Rolf Fabers Abwesenheit wäh­rend der Woche dürfte in Bieb­rich gar nicht so vielen aufgefal­len sein. Denn unermüdlich hielt er historische Vorträge, trat als Festredner bei allen mögli­chen Jubiläen auf, von der Gibber Kerbegesellschaft bis zum Männerquartett. Faber publi­zierte unentwegt, kaum eine Biebricher Kirchen- oder Ver­einsfestschrift, an er nicht mitge­wirkt hat. An Wochenenden war er in Biebrich präsent „Ich habe ja sonst kein Hobby", ant­wortet er bescheiden, wenn man ihn fragt, wie er das alles macht.
Das Geschichts-Virus hat er natürlich auch mit nach Erfurt genommen, wo wochentags wohnte. Ranghohe Staatsgäste des Justizministeriums, wie den Justizminister aus Russland, hat Rolf Faber durch Erfurt und Weimar geführt. Schließlich stammt von ihm auch die Idee einer „Straße des Rechts" durch Thüringen, von der Wartburg über Gotha, Weimar, Jena und Gera bis Altenburg.

Dazu orga­nisierte Faber eine Ausstellung, die Texte des Katalogs stammen aus seiner Feder. Mit der Lan­desbeauftragten für die Stasi-Unterlagen hatte er viel zu tun, auch im Erfurter Hauptstaats­archiv.

Ein Hinweis in eigener Sache

Herr Dr. Faber ist aktives Mitglied im AK Stadteilarchiv WI-Klarenthal. Ein Großteil der Abhandlungen über die Geschichte Klarenthals stammen aus seiner Feder und sind in unserem  virtuellen Museum hinterlegt. Wissenschaftlich fundiert und informativ bilden seine Beiträge ein wertvolles historisches Basiswissen über unseren Stadtteil.