Neuer Antriebsriemen aus der Kruschkiste

Reparieren ist besser als Wegwerfen: Wenn der Toaster kalt bleibt oder das Stuhlbein wackelt, helfen Repair-Cafes weiter

Von Barbara Yurtöven

Einmal im Monat bietet das Klarenthaler Repair-Cafe seine Dienste an. Die 15 Experten schaffen es fast immer, repara­turbedürftige Gegenstände wieder zum Laufen zu bringen und so vor einer endgültigen Entsorgung zu bewahren.

 

Samstag früh in Klarenthal: Die Türen des Volksbildungs­werkes stehen einladend offen. Und auch wenn hier kein Sprachkurs, kein Gymnastiktreff und kein Kochkurs stattfindet, so sind doch bereits etliche Leu­te mit Elektrogeräten in der Hand und Tüten, aus denen Ka­bel und Stecker quellen, unter­wegs. Ihr Ziel ist das Repair-Cafe, das hier das Know-How seiner Experten anbietet.

Ingo Heidelberg ist jedes Mal vor Ort, wenn das Repair-Cafe geöffnet hat. Und der pensio­nierte Physiklehrer war es auch, der diese Idee in Klarenthal zur Umsetzung brachte. „Ich hatte es gerade selbst erlebt mit einem Monitor, der nicht mehr funktio­nierte. Ich war kurz davor, ihn auszurangieren, als ich im Inter­net auf eine Anleitung stieß und dadurch das Gerät mit Ersatztei­len im Wert von 8,50 Euro wie­der hinbekam", berichtet er. „Und ich dachte mir: Das darf doch nicht wahr sein, dass man mit dem Einsatz von Pfennigbe­trägen Hunderte von Euro sparen kann." Noch dazu hatte er im Fernsehen einen Bericht über Repair-Cafes gesehen und war begeistert.

„Ich bin dann zum Volksbil­dungswerk gegangen und habe ihnen meine Idee vorgestellt, und auch dort war man sofort Feuer und Flamme." Und so ging das Repair-Cafe in Klarenthal an den Start. Seit mehr als drei Jah­ren schon stellen an jedem ers­ten Samstag im Monat die mitt­lerweile 15 Experten ihr Fach­wissen zur Verfügung. Im Ideal­fall sollen die Besitzer mithelfen und dabei lernen, kleinere Sa­chen selbst zu reparieren. Doch zuerst werden alle freundlich im Cafe empfangen. Wer warten muss, kann sich die Zeit mit kos­tenlosen Getränken und selbst gebackenem Kuchen verkürzen. In der Werkstatt im ersten Stock liegen gerade ein Rasierap­parat, ein älteres Kassettendeck und ein Flachbildfernseher auf dem Tisch. Mit Letzterem ist Pe­ter Lifka eigens aus Aarbergen gekommen.

„Ich habe das Kla­renthaler Repair-Cafe im Internet gefunden", erzählt er. „Und bevor ich den Fernseher entsorge, wollte ich doch nachschauen lassen, ob er nicht wieder hinzu­bekommen ist", erzählt er. Nebenan beim Kassettendeckliegt der Fehler schon auf der Hand. Der kleine Antriebsrie­men hat sich aufgelöst. Wo be­kommt man das passende Er­satzteil? „In meiner Kruschtüte finde ich eigentlich immer et­was", sagt Peter Clausen la­chend.

Auch wenn die Experten ein Gerät nicht wieder in Gang be­kommen, so verlassen auch die­se Besitzer meist zufrieden das Repair-Cafe, denn so wissen sie, dass wirklich nichts mehr zu machen war. Aber auch die Ex­perten profitieren von ihrem Ein­satz:

„Nicht nur, dass wir den Leuten helfen können und unse­ren Beitrag dazu leisten, dass vieles nicht zu eilfertig wegge­worfen wird. Für uns ist es auch eine tolle Beschäftigung", sagt Ingo Heidelberg.


Der nächste Öffnungstermin in Klarenthal ist am 3. September von 10 bis 13 Uhr.

© VorOrt-Ausgabe vom 13.08.2016