Nachrichten Wiesbaden 25.05.2016                                                                                            56 Mietparteien der Nassauischen Heimstätte in der Wiesbadener in Hermann-Brill-Straße seit Wochen ohne Heizung

Von Birgit Emnet


KLARENTHAL - „Mich stört am meisten die mangelnde Empathie der Nassauischen Heimstätte.“ Petra Lorenz (47) sitzt wie die anderen 55 Mietparteien in der Hermann-Brill-Straße in Klarenthal seit Wochen in einer kalten Wohnung. Als am 21. April nach ihrer Darstellung ohne besondere Vorbereitung die Heizungsanlage demontiert wurde, waren die Temperaturen tags im einstelligen Bereich und nachts um den Gefrierpunkt, es herrschte nasskaltes Schauerwetter. Ausgerechnet da hatte der Frühling eine Pause gemacht.
 

Nachts am Gefrierpunkt

 

Wie Lorenz schildert, musste sie sich mit einer Zimmertemperatur von um die 14 Grad und morgens noch darunter arrangieren. Die Mietgesellschaft reagiere trotz Aufforderungen nicht, stelle auch gar keine Alternativen zur Verfügung. Sie musste erst recherchieren: Laut Rücksprache mit der Firma, die die Heizungsrohre „gekappt“ hat, sei der Auftrag von der Nassauischen Heimstätte gekommen. Man habe sich vorübergehend mit einem Elektroheizer beholfen, den ihr Mann ausgeliehen hatte. „Das ist aber kein Zustand.“ Im Haus nebenan sei es besser gelaufen, weiß die Mieterin, die sich überlegt, eine Mietminderung geltend zu machen.
Auf Anfrage bestätigt Jens Duffner, der Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Nassauischen Heimstätte, dass in der Hermann-Brill-Straße 12 zurzeit die ganze Heizungsanlage ausgetauscht wird. Dazu müssen neben der zentralen Heizungsanlage auch sämtliche Rohre und Heizkörper im Haus und in den Wohnungen durch neue ersetzt werden, erklärt Duffner.

„Bei 56 Wohnungen rechnen wir für die Maßnahme einen Zeitbedarf von rund fünf Monaten ein, da wir ja nur in die Wohnungen gehen können, wenn wir die Mieter antreffen. Das heißt, bis Mitte September wollen wir die Maßnahme in der Hermann-Brill-Straße 12 abgeschlossen haben.“
Nun sei es eine Abwägung gewesen, wann man mit der Maßnahme beginne, um rechtzeitig vor der nächsten Heizperiode Anfang Oktober fertig zu werden. Wie Duffner weiter erklärt, ende die Heizperiode ohnehin Anfang Mai „und um auf der sicheren Seite zu sein, haben wir uns für einen Beginn in Kalenderwoche 16 entschieden.“ Auch führt der Pressesprecher an, dass bei den Wohnungsbegehungen, die im Vorfeld gemacht worden seien, alle Mieter auf die Möglichkeit hingewiesen wurden, für eventuelle Kälteperioden, beispielsweise nachts Heizlüfter als Überbrückungsmaßnahme zu bekommen. „Ein Mieter hatte das auch zunächst angefordert, ist dann aber davon zurückgetreten.“ Weitere Anfragen gab es nach Darstellung Duffners bisher nicht, sie seien aber jederzeit auch sehr kurzfristig möglich. Auch darauf seien die Mieter hingewiesen worden.


„Für Mieter ansprechbar“

 

Im Übrigen seien „selbstverständlich alle Mieter im Vorfeld auch schriftlich mit ausreichendem zeitlichen Vorlauf über den Austausch der Heizungsanlage informiert“ worden, weist Duffner anderslautende Vorwürfe zurück. „Nach Auskunft des Regionalcenters waren und sind die Mitarbeiter des Servicecenters auch für die Mieter ansprechbar. Es haben ja Telefonate stattgefunden.“
Bei den sich jetzt einstellenden wärmeren Temperaturen hoffe die Nassauische Heimstätte, dass es keine weiteren Unannehmlichkeiten gebe. Die Warmwasser- und Stromversorgung seien von der Modernisierungsmaßnahme auch gar nicht betroffen. Einen Grund zur Mietminderung oder Kompensation gebe es daher nicht und sei in den Gesprächen mit den Mietern auch nie ein Thema gewesen, beteuert Duffner. „Wir haben allerdings von vorneherein angeboten, dass wir den Strommehrbedarf der Heizungslüfter finanziell ersetzen.“ In der Tat sei es vorher besser gelaufen, räumt der Leiter Unternehmenskommunikation ein: Bei den Maßnahmen in der Vergangenheit habe man es mit deutlich weniger Wohnungen pro Gebäude zu tun gehabt. Das treffe auch auf die Maßnahmen zu, die die Heimstätte noch in diesem Jahr in der Hermann-Brill-Straße 23 (27 Wohnungen) und 20 (24 Wohnungen) durchführe. „Da war und ist die zeitliche Planung der Maßnahmen einfacher, weil der Gesamtzeitbedarf geringer ist“, sagt Duffner. „Die Kooperationsbereitschaft unserer Mieter war aber immer sehr hoch, die Maßnahmen konnten daher immer zügig durchgeführt werden. Darauf setzen wir auch dieses Mal.“ Mieterin Lorenz sagt, das habe sie anders erlebt.
 

56 Mietparteien der Nassauischen Heimstätte in der Wiesbadener in Hermann-Brill-Straße seit Wochen ohne Heizung (Wiesbadener Kurier, 25.05.2016)