Klarenthal 29.03.2014 (WK)

 

Ich für meinen Stadtteil:

 

Stefan Knab Stefan Knab lässt auf Klarenthal nichts kommen

 
Von Thomas Karschny

KLARENTHAL - Kriminalität, Armut, Hochhaussiedlung, sozialer Brennpunkt – es sind jene Schlagworte, die vielen heimischen Bürgern in den Kopf schießen, wenn sie den Namen des Wiesbadener Stadtteils Klarenthal hören. Doch meist sind es Stereotype, die noch aus vergangenen Zeiten herrühren. Tatsächlich sprechen viele Fakten eher für den Stadtteil: stadtnaher Lebensraum, ruhige Lage, viele Grünanlagen, fünf Kitas, Grundschule, Oberstufengymnasium und gute ÖPNV-Anbindung. „Häufig sind Menschen, die zum ersten Mal herkommen, sehr überrascht, wie schön es hier ist“, erzählt Stefan Knab. Tatsächlich sei Klarenthal nämlich unglaublich bunt, vielfältig, „ein Stadtteil mit viel Grün, der seine Probleme im Griff habe“, so der Geschäftsführer des örtlichen Volksbildungswerks (VBW).

10 500 Einwohner

Dass sich die öffentliche Wahrnehmung des 10 500-Einwohner-Stadtteils inzwischen deutlich gewandelt habe, sei auch ein Verdienst des VBW. Seit Jahren arbeite man hier daran, das Image der Siedlung aufzupolieren. „Wir haben uns hier als Bildungsstätte inzwischen auch einen recht guten Ruf erarbeitet“, sagt Knab. Viele Kursteilnehmer kämen mittlerweile von außerhalb, um am örtlichen VBW-Programm teilzunehmen. Die Spannbreite ist riesig. Von der Tasse Kaffee und dem Kindermusical über den Fitmacher-Club für Grundschüler, bis hin zur 1700-Euro-Studienreise nach Weißrussland sei alles mit dabei, erzählt der Geschäftsführer des VBW.

Im Gegensatz zu anderen Volksbildungswerken sind in Klarenthal jedoch viele Angebote kursunabhängig, sind offen und sehr niederschwellig ausgelegt, richten sich nicht nur an das Bildungsbürgertum, sondern auch gerade an bildungsbenachteiligte Schichten. Das hat seine Gründe: „Man muss trotz aller positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahren bedenken, dass Klarenthal der Wiesbadener Stadtteil mit der geringsten Kaufkraft ist“, gibt Knab zu bedenken. Ein Drittel der Einwohner ist über 60 und 80 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund. „Das muss kein Makel sein“, betont Knab. Eine Herausforderung ist es allemal.

 

Wie kann man die Arbeit mit älteren Menschen und Kindern so organisieren, dass soziale Probleme umgangen werden? Wie kann man in einer Hochhaussiedlung, in der Menschen unterschiedlichster Herkunft leben, Begegnung und Kultur managen, sie in den Stadtteil einbinden? Fragen, denen sich Knab und seine Mitarbeiter jeden Tag stellen – mit Erfolg. Mittlerweile arbeiten neben dem hauptamtlichen Personal bis zu 80 Ehrenamtler im VBW Klarenthal mit. Großes Lob zollt Knab auch den örtlichen Wohnungsbaugesellschaften und der Stadt, ohne deren Bezuschussung viele Angebote vor Ort nicht aufrecht erhalten werden könnten. „Das alles stärkt das soziale Miteinander, zieht Konfliktpotential ab und hält den Stadtteil letztlich zusammen“, erzählt Knab: „Wenn ich mir heute die soziale Situation in anderen Städten ansehe, stehen wir in Klarenthal richtig gut da.“

Ich für meinen Stadtteil: Stefan Knab lässt auf Klarenthal nichts kommen (Wiesbadener Kurier, 29.03.2014)