GEGEN RECHTLOSIGKEIT UND UNMENSCHLICHKEIT UNTER DEM NATIONALSOZIALISMUS



Hans Buttersack (1880-1945)

 

 Der Wiesbadener Rechtsanwalt Hans Buttersack war eigentlich ein konservativer Mann, der als Reserveoffizier dem Stahlhelm angehörte. So stand er auch der »Machtergreifung« Hitlers nicht negativ gegenüber. Doch zog er sich bald den Hass der Nazis zu, als er sich weigerte, den Wiesbadener Stahlhelm in die SA zu überführen. Mehrfach stand er danach wegen Beleidigung des NS-Bürgermeisters Felix Piekarski vor Gericht. Trotz offener Über-wachung durch die Gestapo setzte er sich unerschrocken für die Bekennende Kirche in Wiesbaden ein und engagierte sich dazu als Anwalt für Verfolgte des Regimes, darunter auch für jüdische Mitbürger. lm Mai 1943 wurde er erneut verhaftet und kam nach drei Wochen ins KZ Dachau. Im Außenlager Augsburg war er bei der Flugzeugerprobung eingesetzt. Bei einem Bombenangriff 1944 wurde er so schwer verletzt, dass er auf seine Entlassung hoffte. Doch die Nazis fürchteten seine Freilassung. Die schlechte Versorgung seiner Verwundungen durch Medikamente führte schließlich zu weiteren Krankheiten, an denen er am 13. Februar 1945 verstarb.

Konrad Arndt (1899-1944)

 

Der Gewerkschafter Konrad Arndt hatte schon früh erkannt, dass die Nazis Deutschlands Untergang wären. Deshalb bekämpfte er sie als Stadtverordneter, als Gewerkschaftsekretär und als Leiter der Eisernen Front, einem Zusammenschluss von SPD, Gewerkschaften und Reichsbanner. Ablehnend stand der jedoch einer Einheitsfront mit der KPD gegenüber. Nach dem 30. Januar 1933 begann sein Leidensweg. Verhaftungen und Hausdurchsuchungen waren nun bei Konrad Arndt an der Tagesordnung. lm März 1933 wurde er zweimal überfallen und entging dabei nur knapp dem Tod. lm Mai 1933 kam er erstmals in »Schutzhaft«. Man wollte den Gewerkschaftssekretär damals zwingen, die von den Nazis geprägten Deutschen Arbeitsfront zu unterstützen. Nachdem er sich jedoch standhaft geweigert hatte, warf man ihm auf einmal finanzielle Unregelmäßigkeiten vor, um ihn so öffentlich herabzusetzen. Da man ihm nichts nachweisen konnte, ihn aber in Freiheit fürchtete, wurde er im Herbst 1933 festgehalten und kam von Oktober 1933 bis Juni 1938 ins Konzentrationslager, zunächst nach Esterwegen, dann nach Sachsenhausen, wo ihn die Nazis wegen seiner standhaften Haltung folterten. Im Juni 1938 wurde er jedoch plötzlich entlassen. Doch waren er und seine Familie auch danach zahlreichen Schikanen ausgesetzt. Schließlich meldete er sich1939 zur Deutschen Wehrmacht, um dort als Soldat den Verfolgungen zu entgehen. Doch schon ein Jahr später verunglückte er auf einer Dienstfahrt tödlich. Die Umstände dieses Unfalls konnten nie aufgeklärt werden.

Willy Borngässer (1905-1965)

 

Der Pfarrer an der Marktkirche war den Wiesbadener Nazis schon bald ein Dorn im Auge, da er nicht den Deutschen Christen angehörte, sondern sich in der Gemeindearbeit und insbesondere bei den Jugendabenden gegen das Regime stellte. Auch mehrfache Verhaftungen und Verwarnungen durch die Gestapo konnten ihn nicht abschrecken. Schließlich wurde er 1943 vom Volksgerichtshof wegen seiner unerschrockenen Haltung zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Zuchthaus Butzbach wurde er von den Amerikanern 1945 befreit. Er kehrte nach Wiesbaden zurück und widmete sich dem Aufbau der Marktkirchengemeinde. Kindergarten und Gemeindehaus gehen auf seine Initiativen zuruck. Neben seiner Tätigkeıt als Seelsorger engagierte er sich im Deutschen Roten Kreuz und war zuletzt Vizepräsident des DRK in Hessen. Der rastlose Pfarrer der Marktkirchengemeinde starb am 19. Oktober 1965.

Paul Lazarus (1888-1951)

 

Paul Lazarus war von 1918 bis 1938 Stadt- und Bezirksrabbiner in Wiesbaden. Er gehörte der traditionelI-liberalen Gemeinde an, die einer Assimilierung zuneigte. Ein glänzender Prediger war er zugleich auch ein eifriger Seelsorger für seine Gemeinde. So gründete er mit Franz Rosenzweig 1921 sogar ein Lehrhaus. Verantwortungsbewußtsein des Einzelnen gegenüber der Allgemeinheit und Mitmenschlichkeit waren die Leitlinien seines Handelns und wurden dort gelehrt. Diese Leitlinien versuchte er zu leben und an die Jugend weiterzugeben. ln regelrecht letzter Minute gelang ihm die Emigration nach Palästina. In Haifa gründete er mit Freunden eine eigene Gemeinde. Doch seine Forderungen nach strikter Trennung von Staat und Religion fanden in Israel keine Anerkennung. ln Haifa verstarb er am 1. Januar 1951.

Moritz Marxheimer (1871-1942)

 

Der bekannte Rechtsanwalt Moriz Marxheimer stand von 1923 bis 1942 an der Spitze der Wiesbadener jüdischen Gemeinde. Er begleitete seine Gemeinde auch auf dem Leidensweg von dem ersten Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 über die Jahre der Erniedrigung bis hin zur Zerstörung der Synagoge in der Reichspogromnacht im November 1938 und zum Abtransport in die Vernichtungslager im Osten. Auch er entging der Deportation nicht. Er wurde 1942 verhaftet und im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.            

Otto Haese (1874-1944)

 

Der Sozialdemokrat Otto Haese hatte sich schon früh in der Politik engagiert. Von 1920 bis 1924 war er ehrenamtlicher Stadtrat in Wiesbaden. Außerdem gehörte er als Abgeordneter dem Preußischen Landtag in Berlin an. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und kam ins KZ Dachau. Dort wurde er am 24. Dezember 1944 ermordet.