Fremd in der eigenen Stadt?

Sozialer Wandel im Stadtteil

Stefan Knab

Der Wiesbadener Stadtteil Klarenthal hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt. Einige Entwicklungen haben wir in der Jubiläumsbroschüre „50 Jahre Klarenthal“ für Sie zusammengestellt.

Analog dem allgemeinen Trend hat der Zuzug in den Stadtteil als „Grünes Tor nach Wiesbaden“ zugenommen. Freie Flächen wurden bebaut, die Bevölkerung ist gewachsen. Immer mehr ältere Menschen prägen den Alltag der Siedlung.
Leerstände finden wir kaum in Klarenthal. Bezahlbarer Wohnraum, große Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern, aber auch kleiner altersgerechter Wohnraum sind knapp. Klarenthal ist und bleibt für viele Menschen sehr attraktiv.

Der Anteil der Menschen, die nicht ihre Wurzeln in Wiesbaden haben, ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte stetig gestiegen. In Folge des Zweiten Weltkrieges waren es viele Vertriebene und Flüchtlinge, die in Wiesbaden integriert werden mussten. Wiesbaden brauchte dringend neuen Wohnraum. Deutschstämmige Einwanderer aus Ost- und Südosteuropa zogen als „Aussiedler“ (ab 1993 „Spätaussiedler“) nach Klarenthal. Deutsch-deutsche Übersiedler und Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR kamen hinzu. Bedeutsam für den sozialen Wandel des Stadtteils war die Gastarbeiterphase (bis 1973). Arbeitskräfte für die aufblühende hessische Wirtschaft wurden in Mittelmeerstaaten wie Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei und Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien angeworben. Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kamen Menschen in Stadtteile wie Klarenthal, die fortan zu integrieren waren. Viele blieben, die einst nur für einen zeitlich begrenzten Arbeitsaufenthalt nach Deutschland kommen wollten. Familienangehörige zogen nach.

Die Verwandlung der Gastarbeiter zu Einwanderern vollzog sich im Stillen. Die öffentliche Aufmerksamkeit konzentrierte sich immer mehr auf Asylsuchende und Flüchtlinge vorallem aus Armuts- und Konfliktregionen.
Klarenthal ist seit dem Bau der Siedlung in den 60er Jahren de facto zu einem Zuwanderungsstadtteil geworden. Es gilt, diese Realitäten differenziert zu betrachten und die Vielfalt des Stadtteils als Chance und Stärke anzunehmen.

Der Arbeitskreis zur Stadtteilgeschichte will dazu beitragen, beleuchtet die sozialen Wandlungen und rückt Menschen in den Fokus der neuen Betrachtungen, die diese Entwicklungen begleitet und mit geprägt haben.

Sollten wir Ihr Interesse an einer Mitarbeit geweckt haben, nehmen Sie vertrauensvoll mit uns Kontakt auf. Wir würden uns freuen!


Ihre "Stadtteilgeschichtler" im Volksbildungswerk Klarenthal e.V.