Klarenthaler Geschichtsspaziergang am 09.10.2016

Die Idee dazu entstand im Arbeitskreis Stadtteilgeschichte, die Organsation und Führung übernahm Götz Ostendorff.

Die Spaziergänger sammelten sich ab 9.30 Uhr auf dem Parkplatz „Eisweiher“. Angemeldet hatten sich 9 Personen, von denen nur 7 erschienen. Es erschienen jedoch weitere, nicht angemeldete Teilnehmer, so dass wir um 10 Uhr 17 gut gestimmte Wanderer waren. Zwei weitere Personen stießen, wie angekündigt, am Schläferskopfstollen dazu, so dass es am Ende 19 Teilnehmer waren. Sechs davon gehörten übrigens dem Arbeitskreis an, was den Leiter der Wanderrunde besonders freute.

Nachdem alle Teilnehmer, die Ihren Beitrag von 5 Euro nicht bereits überwiesen hatten, ihren Obolus in bar vor Ort entrichtet hatten, erhielt jeder Teilnehmer, der dies wünschte, ein Exemplar der Karte, welche die Gemarkung Klarenthal sowie die Route unserer Wanderung zeigte. Es ging pünktlich um 10 Uhr bei fröhlichem Plaudern los, begleitet vom Klappern der Wanderstöcke. Petrus meinte es während der gesamten Wanderrunde gut mit uns. Bei 10° blieb es frisch und trocken. Erst als wir die letzte Station, das Pumpwerk „Klosterbruch“ verließen, zeigte Petrus, das er auch anders kann. Auf den wenigen 100 m zum Restaurant „Neues Schützenhaus“ wurden wir ordentlich nass.

Die gesamte Wanderung verlief sehr harmonisch und alle Teilnehmer hörten konzentriert den Erklärungen des Wanderführers zu und zeigten durch entsprechende Fragen ihr Interesse an den gebotenen Themen. An der „Pagenstecher-Hütte“ erfuhren die Teilnehmer den Ursprung des Namens Pagenstecher und welcher der zahlreichen Wiesbadener Pagenstecher durch den Namen der Schutzhütte geehrt werden sollte. Es war der Gründer der Augenoptischen Heilanstalt, Dr. Alexander Pagenstecher (1828 – 1879), der durch einen Jagdunfall nahe dem Jagdschloss Platte ums Leben kam.

© Karte aus Google Maps

 

An der Schutzhütte, an der man den Lärm der B54 deutlich hört, erfuhren die Teilnehmer, dass die alte „Eisenstraße“ direkt darunter, an der Pagenstecher-Hütte, die es damals natürlich noch nicht gab, vorbei führte. Auf dieser „Eisenstraße“ wurde das Gusseisen von der Michelbacher Hütte im Aartal auf Fuhrwerken bis nach Schierstein zum Hafen gekarrt und dort auf Schiffe verladen, die diese Produkte rheinabwärts tranportierten. Die Eisenhütte war im Jahre 1656 von den Grafen von Nassau-Idstein gegründet worden. Im Jahre 1885 wurde die Hütte an die Familie Passavant aus Frankfurt verkauft. Unter diesem Namen gingen jahrzehntelang Millionen von eisernen Kanaldeckeln in alle Welt. Die B54 bildet heute auf mehreren Kilometern die nordöstliche Grenze der Gemarkung Klarenthal.

Beim weiteren Gang kam die Gruppe zu einem kleinen Denkmal im Wald, das an den Förster Hans Hartmann erinnert, der im Januar 1927 bei Baumfällarbeiten ums Leben kam. Götz Ostendorff hatte im Stadtarchiv dessen Personalakte eingesehen und berichtete der Gruppe über ein Försterleben, das auf tragische Weise endete. Das kleine Denkmal liegt heute, abseits des Weges, hinter Brombeeren und Büschen versteckt.

Nach einer weiteren kurzen Wanderstrecke kam man zum Schläferskopfstollen, wo uns Herr Pfeffermann von Hessenwasser erwartete. Wir erfuhren die Baugeschichte und die Funktionsweise des Stollens, der 3 km in den Berg führt. Insgesamt liefern 4 Stollen aus dem Taunus ein Drittel des Wasserbedarfs der Stadt Wiesbaden. Anschließend führte uns Herr Pfeffermann durch das daneben liegende Pumpwerk „Klosterbruch“. Dort wird das aus dem Taunus gelieferte Wasser zwischengelagert und es wird ihm überschüssige Kohlensäure entzogen, bevor es in das Netz der ESWE abgegeben wird. Der hohe Kohlensäure-Gehalt des natürlichen Taunuswassers wäre für den menschlichen Genuss unbedenklich aber er würde auf Dauer das Leitungsnetz schädigen. Da wir in der Wandergruppe einen Wasserbau-Ingenieur hatten, wurden viele Fachfragen gestellt, die Herr Pfeffermann mit großer Sachkenntnis und Geduld beantwortete.

© Bildquellen: Lilienjournal, Heft 9/ Sommer 2016 und unserem AK Mitglied Michael Seckmeyer - u.a. auch Leiter des Fotokreises Blende 48

Nach ausführlicher Danksagung an Herrn Pfeffermann machte sich die Gruppe auf den kurzen Weg zum Restaurant „Neues Schützenhaus“ , wobei wir in den einzigen, aber heftigen Regenguss gerieten.

Die Geschichtswanderung endete mit einem gemeinsamen Mittagessen und alle stellten fest, dass es eine schöne und lohnende geschichtliche Wanderung gewesen war. Wir hatten erfahren, nach wem die Pagenstecher-Hütte benannt ist. Wir lernten, warum der heutige Forstweg, parallel zur B 54 die historische Eisenstraße war und erfuhren vom tragischen Ende eines städtischen Försters. Anhand der verteilten Karten der Gemarkung Klarenthal konnten die Teilnehmer den zurück gelegten Wanderweg gut nachvollziehen.

 

Götz Ostendorff

11.10.2016

Einen ausführlichen und interssanten Artikel über die Entstehung der Wiesbadener Taunusstollen, u.a. Schläferskopf- und Kreuzstollen können Sie im schon erwähnten Lilienjournal nachlesen ->  Onlineversion "lilienjournal"