Edith Morgenstern
Mein erstes Jahr in Klarenthal – und wie es weiter ging
Unsere Wohnsituation
Im April 1966 zog ich mit meinen Eltern in die Otto-Wels-Str. 50. Außer dem Wohnblock gab es nichts – außer Matsch. Wir gelangten auf Brettern zu unserer Haustüre und bei Regenwetter ging keiner der Bewohner ohne Gummistiefel aus dem Haus. Da meine Eltern kein Auto hatten – es fuhr auch am Anfang kein Bus und eine Einkaufsmöglichkeit gab es schon gar nicht – mussten wir irgendwie an unsere Lebensmittel kommen. Unser Einkaufsladen, Fa. Gläss in der Westendstrasse, bei dem wir ein Jahrzehnt eingekauft hatten, als wir noch in der Nettelbeckstrasse wohnten, brachte alle 2 Wochen die telefonisch bestellten Lebensmittel zu uns in die Otto-Wels-Straße. Nach und nach fuhr dann ein Stadtwerke-Bus und mit dem Konsum im jetzigen Einkaufszentrum Nord und den Containern von Edeka, Voba und Naspa in der Geschwister-Scholl-Strasse begann die Infrastruktur in Klarenthal zu wachsen.
Meine Schulerfahrungen
Mit dem Einzug verbunden war der Wechsel der Schule. Ostern 1967 wechselte ich dann in die 3. Klasse der Geschwister-Scholl Grundschule. Damals war der Termin zum Schul- bzw. Klassenwechsel noch auf Ostern festgelegt. Mein Klassenraum war im ersten Pavillion der neuen Schule eingerichtet. Aber oh Wunder, die 3. und 4. Klasse wurden zusammengefügt und durch den damaligen Lehrermangel in der Grundschule war das Lernniveau nicht sehr hoch.
Wir hatten eine Lehrerin, die sich zwischendurch in der Klasse die Nägel lackiert hat, das wäre heute undenkbar. In dieser Zeit kamen noch die Kurzschuljahre hinzu und durch diese ganzen Umstände, hatten wir Kinder, die zur 5. Klasse in die Realschule Gerhart-Hauptmann wechselten, massive Probleme mit dem Lernstoff dort klarzukommen. Aber wir haben es alle mit großer Anstrengung geschafft. Und 'nach uns' wurde in der Schule alles viel besser. Wir haben eben genau die schwierige Anfangsphase der Geschwister-Scholl-Schule mitgemacht.
Das Heute
Heute bin ich 57 Jahre alt und wohne seit 1966 nur mit 1,5-jähriger Unterbrechung in Klarenthal. Seit 1982 in der Carl-von-Ossietzky-Straße.
Unser Sohn ist in Klarenthal aufgewachsen, ging in die städtische Kita und war auch in der Geschwister-Scholl-Grundschule, die nichts mehr von den Anfangsschwierigkeiten von 1966/67 gemein hatte.
Mein Ehemann war 23 Jahre lang bei der Firma Lermer in der Theodor-Haubach-Straße, kaum zu glauben, dass am Anfang rund um die Firma alles aus Feldwegen und wilder Natur bestand. Jetzt sind auf dem Gelände schicke Eigentumswohnungen entstanden.
Wir leben gerne in Klarenthal und bewundern immer wieder, was für unseren Stadtteil auf die Beine gestellt wird. Auch das Angebot für Senioren ist vorbildlich.
E.M.