Helmut Schön
Der Mann mit der Mütze wohnte in der Paul-Lazarus-Straße.
Wir können ihn wohl ruhig als den prominentesten Mitbürger von Klarenthal bezeichnen: Helmut Schön. Vom 4. November 1964 bis zum 21. Juni 1978 war er Fußball-Bundestrainer, also ein wirklich berühmter Zeitgenosse. Helmut Schön wird sogar als erfolgreichster Nationaltrainer der Welt genannt: Weltmeister 1974, 1966 im Finale gegen England (das umstrittene "Wembley-Tor") WM-Dritter 1970, Europameister 1972 mit der wohl besten deutschen Mannschaft aller Zeiten, Zweiter der EM 1976. Und dieser Mann bewohnte mit seiner Frau Anneliese ein Haus in der Paul-Lazarus-Straße, am Ende einer Sackgasse. Wenn er in der Öffentlichkeit, im Fußballleben oftmals zurückhaltend, ja abweisend erschien, so war er doch im Umgang mit seinen Nachbarn „unheimlich normal“ – wie berichtet wird. Man kann es gar nicht glauben, dass das Verhältnis der Eheleute Schön zu ihren Nachbarn in Klarenthal weit über den Rahmen der üblichen Nachbarschaft hinausging. Man muss sich nur vorstellen, dass einige Nachbarn sogar Schlüssel zum Anwesen hatten und so jederzeit mit ihren Kindern das Schwimmbad von Schöns benutzen konnten. Und wenn Kinder mit einem Autogrammwunsch an der Haustür klingelten, dann wurden sie keinesfalls weg gescheucht, Helmut Schön war bereit, seinen wohl verdienten Mittagsschlaf zu unterbrechen, kam an die Tür, um den Wünschen der Buben nach dem begehrten Autogramm nachzukommen.
Die letzten Lebensjahre konnte er allerdings nicht in seinem schönen Haus mit dem herrlichen Blick in den Taunus verbringen. Er starb nach langer, schwerer Krankheit am 23. Februar 1996 in einem Wiesbadener Pflegeheim. Dort hatte er noch am 15. September 1995 mit seiner Frau und seinem Sohn Stephan den 80. Geburtstag feiern können.
Helmut Schön stammte aus Dresden. Seine Fußballkarriere begann er 1926 in Dresden als Spieler bei Dresdensia.
- Von 1930 bis 1945 war er Halbstürmer für den Dresdener SC, mit dem er zweimal Pokalsieger (1940 und 1941) und zweimal deutscher Meister (1943 und 1944) wurde.
- Von 1945 bis 1950 spielte er bei der SG Dresden-Friedrichstadt, und zudem auch beim FC St. Pauli.
- 1950 wechselte er mit den meisten seiner Mitspieler zu Hertha BSC Berlin, wo er bis 1951 aktiv blieb.
- Zwischen 1937 und 1941 bestritt er 16 Länderspiele.
- Seit 1945 war er nebenbei als Trainer tätig.
- 1950 absolvierte er die Ausbildung zum Fußballtrainer in Köln. Seine erste Stelle als Trainer hatte er beim SV Wiesbaden.
- 1952 wechselte er ins Saarland. Danach wurde er Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger.
- Am 4.11.1964 übernahm er das Amt des Bundestrainers und war der erfolgreichste Nationaltrainer in der Nachkriegszeit mit so hervorragenden Spielern wie Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Günter Netzer und Gerd Müller.
- 1978 legte er das Amt nieder und übergab es an Jupp Derwall. Franz Beckenbauer sagte einmal über ihn: " Helmut Schön war ein Mensch, den jeder akzeptierte, den jeder gerne hatte. Als Bundestrainer schaffte er eine Atmosphäre, die dazu führte, dass jeder gerne zur Nationalmannschaft fuhr. Das ist auch der Grund für seine enormen Erfolge."
Udo Jürgens - Der Mann mit der Mütze geht nach Haus 1978
Gewidmet dem ehemaligen Bundestrainer (1964 -1978) der deutschen Fussball-Nationalmannschaft Helmut Schön
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