Zur Geschichte der Schule in Klarenthal
Der Artikel ist entnommen aus einer Ausarbeitung von 1988 aufgrund des 20-jährigen Rückblicks u.a. der "Schulen in Klarenthal"
Ein kleiner Hinweis:
Dieser Artikel wie die gesamte Ausarbeitung wurde noch mit der Schreibmaschine geschrieben. Auch kannte man noch keine Rechtschreibreform. Um die Authenzität zu erhalten, wurde der Artikel 1:1 übernommen.
Falls Intersse an dieser Ausarbeitung besteht, sie ist im Archiv des Volksbildungswerk Klarenthal hinterlegt.
Die Geschichte Klarenthals beginnt
1296 mit der Gründung des Klosters Klarenthal durch König
Adolf von Nassau. Im Laufe der Jahrhunderte entstand in der Umgebung des Klosters das kleine Dörfchen Klarenthal. Es blieb immer ein winziges Dorf mit nur wenigen Häusern und
Einwohnern.
Anfang 1700 mußten die wenigen Klarenthaler Kinder in Dotzheim zur Schule gehen. Allerdings war der Schulbesuch unregelmäßig. Im Sommer mußten die Kinder in der Landwirtschaft helfen, und im Winter war das Wetter schlecht, die Straße nicht ausgebaut und so der Weg nach Dotzheim sehr beschwerlich.
Im Jahr 1752 richteten die Klarenthaler deshalb ein Bittgesuch an ihren Fürsten, doch in Klarenthal eine Schule einzurichten. 1753 wurde dieser Bitte entsprochen, und Klarenthal bekam seinen ersten Schulmeister. Seine Aufgabe war es, die Kinder im "Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Singen, Rechnen und dem Christentum treulich und fleißig zu unterrichten".
Sein Gehalt bekam der Schulmeister zum Teil vom Fürsten, einen
Teil mußten die Klarenthaler aber selbst aufbringen, dazu die Wohnung und das Brennholz.
1755 gab es in Klarenthal und Umgebung 21 Haushaltungen mit 17 schulpflichtigen Kindern. Auch die Klostermühle, die Wellritzmühle, das Holzhackerhäuschen und die Walkmühle gehörten zum Klarenthaler Schulbezirk.
Zunächst war nur im Winter Schule. Es gab wöchentlich 50 Stunden Unterricht:
5 Stunden am Vormittag und 5 Stunden am Nachmittag,
Mittwoch und Samstagnachmittag waren frei.
Ab 1779 gab es auch die Sommerschule mit wöchentlich 6 Stunden. Die Sommerschule wurde eingeführt, damit die Schüler nicht wieder alles vergeßen, was sie im Winter gelernt hatten, wenn sie im Sommer auf den Feldern mitarbeiten mußten.
Von 1792 bis 1816 mußte der Klarenthaler Schulmeister auch die Kinder von Georgenborn unterrichten. So fand Unterricht dreimal in der Woche in Klarenthal statt und dreimal in der Woche in Georgenborn. Dadurch waren die Nachmittage am Mittwoch und am Samstag nicht mehr schulfrei. Die Klarenthaler Schule 1755 war ein kleines Häuschen, das nur einen Raum hatte. Hier wohnte und unterrichtete der Schulmeister. Schwierig
wurden die Verhältnisse, als Klarenthal zum ersten Mal einen verheirateten Schulmeister hatte. Aus dem Jahr 1807 stammt die Klage des Schulmeisters, daß der "Aufenthalt von Frau und Kind in der Schulstube sehr störend" ist. 21 Kinder sitzen an zwei großen Tischen, es ist kein Platz für Haushaltsgeräte und einen Herd. Auf Grund dieser Verhältnisse wurde die Klarenthaler Schule 1818 geschlossen, aber auf Drängen der Eltern wieder geöffnet.
1819 gab es 13 Schulkinder in Klarenthal. Der Lehrer unterrichtet 22 Wochenstunden. Davon waren:
5 Stunden Religion und Religionsgeschichte
6 Stunden Deutsche Sprache 5 Stunden Realunterricht
4 Stunden Rechnen und Zahlenlehre
4 Stunden Form- und Maßlehre
2 Stunden Gesang
Die Schulkinder wurden in vier Klassen eingeteilt:
1. Klasse: Kinder von 6 - 8 Jahren
2. Klasse: Kinder von 8-10 Jahren
3. Klasse: Kinder von 10-12 Jahren
4. Klasse: Kinder von 12-14 Jahren
Und so sah ein Schulvomittag aus:
1. Stunde von 8-9 Uhr: Gesang, Gebet, Religionsunterricht, Deutsche Sprache für alle vier Klassen gemeinsam
2. Stunde von 9-10 Uhr: Klasse 2 bis 4 schriftliches Rechnen, Klasse 1 zählt von 1 bis 100 und zurück
3. Stunde von 1o-11 Uhr: Schönschreiben für alle Klassen ,
4. Stunde von 11-12 Uhr: Gesangslehre für Klasse 2 bis4
Dienstag und Mittwoch änderte sich der Plan, ab Donnerstag wiederholte sich der Stundenplan.
Ferien gab es 14 Tage am Ende des Winters, 14 Tage in der Erntezeit und vier Wochen im Herbst, bevor das neue Schuljahr begann. Auch Schulfeste gab es schon. Diese Feste sollten die Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus fördern, für die Schulkinder waren solche Feste jeweils mit einer Prüfung von einer und einer Halben Stunde verbunden, in denen sie den Eltern vorführten, was sie gelernt hatten. Die Feste hatten jeweils einen bestimmten Namen und fanden jährlich statt:
1803 Pest der Eintracht
1804 Fest der Menschenliebe
1805 Fest des Fleißes
1806 Trennungsstunde
1807 Fest der Kindesliebe
1808 Pest der Jugend
1809 Abschied des Lehrers
1810 Rosenfest
1811 Fest der Vaterlandsliebe
Bis 1830 herrschte in Klarenthal noch immer die unerträgliche Situation, daß der Lehrer und seine Familie auch in der Schulstube wohnen mußte. Da ist es kein Wunder, daß kein Schulmeister lange in Klarenthal bleiben wollte und die Lehrer häufig wechselten.
Erst ab 1830 wurden Klassenzimmer und Wohnraum des Lehrers getrennt im nördlichen Teil des Klostergebäudes untergebracht. Aber auch hier waren die Bedingungen nicht sehr erfreulich. Nur an wenigen Tagen im Jahr schien die Sonne durch die beiden kleinen Fensterchen. Die Mauern waren dick, so daß es in den Räumen feucht, kalt und düster war. Die Fenster konnten nicht geöffnet werden, weil vor ihnen im Hof die Dung- und Abortgruben offen lagen.
1863 wurde dann ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude als Schulhaus hergerichtet, aber die Verhältnisse besserten sich nur geringfügig, denn auch dieses Gebäude war alt und baufällig.
1881 wurde dann endlich in Klarenthal ein eigenes Schulhaus gebaut. Die Schülerzahlen schwankten von 1880 bis 1900 zwischen 40 und 70 Schülern. Nach 1920 sank die Schülerzahl dann so weit ab, daß die Auflösung der Schule erwogen wurde. Die Eltern protestierten zwar, aber der Protest half nicht auf Dauer. Am 1. April 1930 wurde die einklassige Volksschule in Alt-Klarenthal endgültig aufgelöst. Die Kinder mußten jetzt in die Schule an der Lahnstraße gehen.
Erst ab 1. Dezember 1966 hat Klarenthal wieder eine eigene Schule.