Wiesbaden Nachrichten 06.06.2016

Hopphopphopp: Zum ersten Mal gab es in Wiesbaden ein Hochhauslauf, es wird nicht der letzte sein. Foto: wita/Uwe Stotz

Zwölf Stockwerke in 49 Sekunden

 

Von Hendrik Jung

 

HOCHHAUSLAUF 28 Läuferinnen und Läufer treffen sich in Klarenthal zum Wettbewerb

 

KLARENTHAL - Hochhaus? Läuft in Klarenthal. Nachdem der geplante Hochhauslauf im vergangenen Jahr noch wegen eines Streiks im Öffentlichen Dienst ausfallen musste, gehen nun im Rahmen der Kulturtage Klarenthal erstmals insgesamt 28 Läuferinnen und Läufer in der Hermann-Brill-Straße 11 an den Start. Vor ihnen liegen zwölf Stockwerke, zu denen jeweils 16 Stufen führen. Es locken Gutscheine für ein Sportartikelgeschäft.

„Ich habe schon ein bisschen Respekt davor. Sport mache ich weniger, aber ich fühle mich fit“, erläutert die 47-jährige Silke. Sie ist nicht nur eine der wenigen älteren Starterinnen, sondern gehört auch zu den Teilnehmenden, die sich ganz spontan angemeldet haben. Eigentlich wollte sie nur jemanden besuchen.

 

ORGANISATOREN

 

Der erste Klarenthaler Hochhauslauf ist eine Kooperation von Akteuren in Klarenthal: Dachverband Klarenthaler Vereinigungen, Verein zur Förderung mobiler Jugendarbeit, Stadtteilzentrum Klarenthal der Stadt Wiesbaden, Volksbildungswerk Klarenthal, 1. SC Klarenthal sowie der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt.

 

Für eine gute Stunde ist das Haus für die Allgemeinheit nur über den Aufzug zu erreichen. Auf jedem Stockwerk sorgen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dafür, dass im Treppenhaus niemand aus Versehen den Laufenden in die Quere kommt.

„Wir hatten überlegt, ob wir sie auch wieder runter laufen lassen, aber die Verletzungsgefahr schien uns einfach zu groß“, erläutert Carmen Neumann-Hofmann von der Nassauischen Heimstätte, die das Haus bewirtschaftet.

Als die Organisatoren wegen der Veranstaltung angefragt hätten, sei das Unternehmen sofort dazu bereit gewesen und hat auch die Preise gestiftet.

„Das ist ein Projekt, wo die Leute sich treffen und austauschen können. Aber auch mit dem Fokus auf mehr Bewegung“, fügt Carmen Neumann-Hofmann hinzu.

 

Wadenkrampf kurz vor dem Ziel

 

„Ich wohne im dritten Stock eines Hochhauses und laufe immer, aber Sport treibe ich keinen“, berichtet der 21-jährige Maxim, der sich eine Zeit von einer Minute vornimmt. Am Ende braucht er nicht mal 49 Sekunden, obwohl er kurz vor dem Ziel sogar noch einen Wadenkrampf hat.

Auch die zehnjährige Jasmin geht für die Herausforderung an die Schmerzgrenze.

„Ich war nicht richtig gedehnt und habe kaum noch Luft bekommen“, berichtet sie, als sie wieder zu Atem gekommen ist. Nach 18 Startenden muss dann tatsächlich eine kurze Pause eingelegt werden. Der ältere Herr, der unter Kreislaufproblemen leidet, gehört allerdings nicht zu den Startern, sondern zu den Gästen der Veranstaltung.

„Das fühlt sich krass an. Man spürt fast nichts in den Beinen“, berichtet der 13-jährige Justin noch mit schwerem Atem. Obwohl er in Hochhäusern sonst immer mit dem Aufzug fährt, benötigt er gerade mal 49 Sekunden für die zwölf Etagen. Da bleibt keine Zeit, um auf die Anfeuerungsrufe der Sicherheitskräfte entlang der Strecke zu achten.

„Nur noch ein Stockwerk“, motiviert etwa Manfred Rollig auch außer Konkurrenz Laufende. „Man merkt, dass es ohne Aufzug richtig anstrengend ist. Aber es hat sehr gut getan. Am liebsten würde ich nächstes Jahr noch mal laufen“, urteilt die zwölfjährige Yasmin. Dann könnte die Konkurrenz um die ersten Plätze bereits größer sein als bei der Pilot-Veranstaltung.

© Zwölf Stockwerke in 49 Sekunden (Wiesbadener Kurier, 06.06.2016)