Neuer Antriebsriemen aus der Kruschkiste
Einmal im Monat bietet das Klarenthaler Repair-Cafe seine Dienste an. Die 15 Experten schaffen es fast immer, reparaturbedürftige Gegenstände wieder zum Laufen zu bringen und so vor einer endgültigen Entsorgung zu bewahren.
Samstag früh in Klarenthal: Die Türen des Volksbildungswerkes stehen einladend offen. Und auch wenn hier kein Sprachkurs, kein Gymnastiktreff und kein Kochkurs stattfindet, so sind doch bereits etliche Leute mit Elektrogeräten in der Hand und Tüten, aus denen Kabel und Stecker quellen, unterwegs. Ihr Ziel ist das Repair-Cafe, das hier das Know-How seiner Experten anbietet.
Ingo Heidelberg ist jedes Mal vor Ort, wenn das Repair-Cafe geöffnet hat. Und der pensionierte Physiklehrer war es auch, der diese Idee in Klarenthal zur Umsetzung brachte. „Ich hatte es gerade selbst erlebt mit einem Monitor, der nicht mehr funktionierte. Ich war kurz davor, ihn auszurangieren, als ich im Internet auf eine Anleitung stieß und dadurch das Gerät mit Ersatzteilen im Wert von 8,50 Euro wieder hinbekam", berichtet er. „Und ich dachte mir: Das darf doch nicht wahr sein, dass man mit dem Einsatz von Pfennigbeträgen Hunderte von Euro sparen kann." Noch dazu hatte er im Fernsehen einen Bericht über Repair-Cafes gesehen und war begeistert.
„Ich bin dann zum Volksbildungswerk gegangen und habe ihnen meine Idee vorgestellt, und auch dort war man sofort Feuer und Flamme." Und so ging das Repair-Cafe in Klarenthal an den Start. Seit mehr als drei Jahren schon stellen an jedem ersten Samstag im Monat die mittlerweile 15 Experten ihr Fachwissen zur Verfügung. Im Idealfall sollen die Besitzer mithelfen und dabei lernen, kleinere Sachen selbst zu reparieren. Doch zuerst werden alle freundlich im Cafe empfangen. Wer warten muss, kann sich die Zeit mit kostenlosen Getränken und selbst gebackenem Kuchen verkürzen. In der Werkstatt im ersten Stock liegen gerade ein Rasierapparat, ein älteres Kassettendeck und ein Flachbildfernseher auf dem Tisch. Mit Letzterem ist Peter Lifka eigens aus Aarbergen gekommen.
„Ich habe das Klarenthaler Repair-Cafe im Internet gefunden", erzählt er. „Und bevor ich den Fernseher entsorge, wollte ich doch nachschauen lassen, ob er nicht wieder hinzubekommen ist", erzählt er. Nebenan beim Kassettendeckliegt der Fehler schon auf der Hand. Der kleine Antriebsriemen hat sich aufgelöst. Wo bekommt man das passende Ersatzteil? „In meiner Kruschtüte finde ich eigentlich immer etwas", sagt Peter Clausen lachend.
Auch wenn die Experten ein Gerät nicht wieder in Gang bekommen, so verlassen auch diese Besitzer meist zufrieden das Repair-Cafe, denn so wissen sie, dass wirklich nichts mehr zu machen war. Aber auch die Experten profitieren von ihrem Einsatz:
„Nicht nur, dass wir den Leuten helfen können und unseren Beitrag dazu leisten, dass vieles nicht zu eilfertig weggeworfen wird. Für uns ist es auch eine tolle Beschäftigung", sagt Ingo Heidelberg.
Der nächste Öffnungstermin in Klarenthal ist am 3. September von 10 bis 13 Uhr.
© VorOrt-Ausgabe vom 13.08.2016