Wechselhafte Geschichte des Kloster Klarenthal

20.09.2013 - WIESBADEN (WK)

Von Marianne Kreikenbom

Vom 1298 gestifteten Kloster Klarenthal sind nur noch wenige Baureste erhalten. Die heutigen Gebäude entstanden später. Foto: wita/Uwe Stotz

Nach mehrjährigen Sanierungs-, Modernisierungs- und Umbauarbeiten eröffnete vor fast genau einem Jahr – am 24. September 2012 – in Alt Klarenthal das Restaurant „Hofgut Klarenthal“. Die von der Wiesbadener Jugendwerkstatt (WJW) betriebene Domäne Mechtildshausen hatte 2004 das Hofgut in Pacht übernommen.

 

Von König Adolf gestiftet

 

Ein heute nicht mehr existierendes Klarissenkloster gab dem Wiesbadener Stadtteil Klarenthal – früher auch Clarenthal geschrieben – seinen Namen. Er erinnert an Clara, die älteste Tochter eines Edelmanns aus Assisi. Mit ihr gründete der später heiliggesprochene Franz von Assisi 1212 den Klarissenorden. 1298 stiftete König Adolf von Nassau das für damalige Verhältnisse weit vor den Toren Wiesbadens gelegene Kloster, das bald über umfangreichen Landbesitz und Hofgüter verfügte.

 

Obwohl in der Grafschaft Nassau-Idstein bereits 1540 die Reformation eingeführt worden war, erfolgt die Aufhebung von Kloster Klarenthal erst 1560. Sein Besitz wird verkauft oder verpachtet. 1608 eröffnet in seinen Mauern ein Landeshospital für Kranke und Bedürftige. 1635 – der Dreißigjährige Krieg ist in vollem Gange – schließt die Einrichtung.

 

Das weitere Kloster-Schicksal gestaltet sich wechselhaft. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts richtet ein Franzose aus der Normandie seine Spiegelglasfabrik im Kloster ein. Die Besitzer wechseln. 1723 bricht infolge eines Missgeschicks ein Feuer aus. Es hinterlässt unter anderem in der Kirche schwere Zerstörungen. Ab 1724 arbeitet eine Papiermühle auf dem Klostergelände und brennt 1840 vollständig nieder. Trotz teilweiser Nutzung verfiel das Kloster nach und nach. 1756 wurde die halb eingestürzte Klosterkirche abgerissen und ihre Steine zwecks Befestigung und Ausbau der Lahnstraße wiederverwendet. Als letztes noch vorhandenes Klostergebäude wurde 1940 das in seinem Kern gotische Äbtissinnenhaus niedergelegt.

Heute gibt es vom Kloster nur noch wenige Baureste sowie Grundmauern und Kellergewölbe. Die Gebäude des heutigen Hofguts Klarenthal stammen vornehmlich aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Eine Luftaufnahme von 1927 zeigt deutlich, dass es den jetzt zum Restaurant umgebauten ehemaligen Kuhstall damals noch gar nicht gab. An dieser seiner Westseite lag der Hof offen zur Straße. Der heutige Bau aus Naturstein kann also erst nach 1927 entstanden sein. Die rechte Scheunenhälfte präsentiert auf roter Ziegelplatte die Jahreszahl „1834“. Der Bau stand ursprünglich wahrscheinlich frei und erhielt später den spiegelbildlichen Anbau.

Vom 1298 gestifteten Kloster Klarenthal sind nur noch wenige Baureste erhalten. Die heutigen Gebäude entstanden später.


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